Bedrohte Tierarten schützen
Britische Botschaft, WWF und Ecologic Institut engagieren sich gemeinsam im Kampf gegen illegalen Wildtierhandel
Internationale Task Force zum Schutz von Elefanten, Nashörnern und Tigern
Wilderei und illegaler Handel bringen bedrohte Tierarten wie Elefant, Nashorn und Tiger an den Rand der Existenz. Im Kampf gegen den illegalen Wildtierhandel und Wildtierprodukte veranstalteten der britische Botschafter, World Wide Fund For Nature (WWF) und das Ecologic Institut eine hochkarätige Podiumsdiskussion in der Britischen Botschaft in Berlin.
Bereits Ende Dezember 2013 sagte die britische Regierung umgerechnet 12 Millionen Euro zur Bekämpfung der Wilderei und illegalem Handel zu. Für den 13. Februar 2014 lädt der britische Premierminister David Cameron zusammen mit Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen von Wales, zu einer internationalen Konferenz in London ein, um eine virtuelle internationale Task Force zu gründen und dieses wachsende Problem in den Griff zu bekommen.
Der illegale Wildartenhandel ist mit geschätzten 19 Milliarden US-Dollar Umsatz im Jahr das viertgrößte kriminelle Geschäftsfeld weltweit. Er fördert Korruption, schadet dem Tourismus und behindert das wirtschaftliche Wachstum in Ländern, die oftmals zu den ärmsten der Welt gehören. Schwer bewaffnete Wilderer und kriminelle Netzwerke bedrohen das Überleben von Flaggschiffarten wie Nashörner und Elefanten und machen ländliche Gebiete in Afrika unsicher.
Der britische Außenminister William Hague erklärte hierzu: „Der illegale Handel mit diesen Tieren ist nicht nur eine Umwelttragödie, er trifft auch die örtliche Bevölkerung, da er die Korruption nährt und die Stabilität in ohnehin fragilen Staaten gefährdet. Und da mit den Profiten aus dem Handel Verbrechen und Terrorismus finanziert werden, ist er zunehmend auch eine Gefahr für die Sicherheit.“
Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland sagte: „Die Wilderei in Afrika und Asien feiert traurige Rekorde. Die Naturschutzerfolge der letzten Jahrzehnte stehen auf dem Spiel. In einzelnen Regionen sind heute zum Beispiel Elefantenpopulationen vom Aussterben bedroht, beim Nashorn sind sogar ganze Arten in ihrem Bestand gefährdet. Der illegale Handel mit Wildtieren und Wildtierprodukten ist ein Mordsgeschäft einer internationalen Wildtiermafia“.
Die Podiumsgäste Simon McDonald (britischer Botschafter in Deutschland), Eberhard Brandes (Vorstand WWF Deutschland), R. Andreas Kraemer (Direktor Ecologic Institute), Christiane Gerstetter (EFFACE-Projektleiterin), Margit Hellwig-Bötte (Visiting Fellow, Middle East and Africa Division, SWP), Roberto Zolho (WWF Östliches Afrika Programm, Rovuma Landscape), Dr. Jennifer Maher (Senior Lecturer in Criminology University of South Wales), Prof. Johannes Vogel (PhD, Direktor Museum für Naturkunde) diskutierten, welche Möglichkeiten Regierungen und Nichtregierungsorganisationen haben, um Entwicklungsländer und Transitländer, über die der illegale Handel abgewickelt wird, zu unterstützen. Einige der wichtigsten Maßnahmen sind
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Strafverfolgung der Wilderer und Schmuggler konsequent durchsetzen
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Nachfrage nach illegal gehandelten Wildtieren und –produkten reduzieren
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alternative Einkommensgrundlagen für betroffene Regionen schaffen
Das Berliner Naturkundemuseum stellte für die Veranstaltung Exponate einiger bedrohter Tierarten zur Verfügung. Im Wintergarten der Botschaft waren Nashorn- und Elefantenschädel zu sehen sowie ein fachkundig präparierter Adler„im Flug“, die den Teilnehmern vor Augen führten, welche Verluste auf dem Spiel stehen.
Flickr-Galerie zur Veranstaltung
Einige Daten und Fakten zu Wilderei:
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Nach UN-Angaben wurden 2012 ca. 22.000 Elefanten in Afrika getötet, im Jahr 2011 waren es etwa 25.000. Das entspricht derzeit ungefähr 60 gewilderten Elefanten täglich bei einem Bestand von ca. 500.000 Tieren, die auf dem Kontinent leben.
- Ein aktuelles Beispiel aus Tansania: Das Selous-Wildreservat, ein UNESCO Welterbe, und das umgebenden Ökosystem haben innerhalb von vier Jahren ca. 67 Prozent der Elefanten verloren. Der Selous beheimatete einst die zweitgrößte Elefantenpopulation Afrikas. Durch Wilderei hat sich die Zahl der Tiere auf 13.084 reduziert (Stand Oktober 2013, Quelle: Zoologische Gesellschaft Frankfurt). Bei einer Zählung im Jahr 1976 waren es noch 109.419 Tiere. Das Selous-Ökosystem ist doppelt so groß wie die Schweiz.
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Im vergangen Jahr wurden mehr als 1.000 Nashörner allein in Südafrika getötet – das entspricht fast drei Tieren täglich - bei einem Gesamtbestand von etwa 25.000 Tieren beider Nashornarten in Afrika. Im Jahr 2007 waren es gerade mal 13 getötete Nashörner.
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Weltweit leben noch etwa 3.200 Tiger in der Wildnis. Vor hundert Jahren waren es noch etwa 100.000 Tiger in der Wildnis.
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Saiga Antilope: Unkontrollierte und illegale Jagd dezimierte die Bestände innerhalb von nur 20 Jahren auf ein zwanzigstel der ursprünglichen Größe. Lebten in den 1980er Jahren noch über 1 Million dieser Tiere, so hatte sich ihr Bestand zwischenzeitlich auf ca. 40.000 dezimiert. Da nur die männlichen Tiere Hörner tragen, werden sie bevorzugt gejagt. Die Folge sind Populationen, in denen das Geschlechterverhältnis heute so stark verschoben ist, das auf ein Männchen bis zu hundert Weibchen kommen.
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Meeresschildkrötenarten sind stark durch Wilderei und dem illegalen Handel mit ihren Eiern, Fleisch und Panzern bedroht. Die Population der Pazifischen Lederschildkröte ist in den letzten 25 Jahren um ca. 90 Prozent zurückgegangen.
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Der Amur-Leopard wird für sein Fell gewildert. In der Wildnis leben nur noch etwa 50 Tiere. Die Raubkatze kommt nur noch in der Amurregion Russlands, in zwei Provinzen Nordchinas und wahrscheinlich noch in Nordkorea vor.
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Orang-Utans: Auf Borneo wird der Gesamtbestand des Orang-Utans auf 49.500 Tiere geschätzt. Zu Beginn der 1990er Jahre lebten dort noch etwa 150.000. Der illegale Handel mit Jungtieren, die auf den beiden indonesischen Inseln Java und Bali als illegale Haustiere beliebt sind, ist eine große Bedrohung für das Überleben der Art. Pro Jahr werden im indonesischen Teil Borneos bis zu 1.200 Tiere der Wildnis entnommen. Der WWF geht davon aus, dass für jeden einzelnen Orang-Utan, der den Haustiermarkt erreicht, drei bis fünf weitere Tiere auf dem Transport verenden.
- Schuppentier: Es gibt acht Arten, die in Afrika und Asien vorkommen. Für den Rückgang der Bestände ist in erster Linie die Jagd auf ihr Fleisch und ihre Schuppen verantwortlich. Das Fleisch gilt als Delikatesse, die Schuppen werden für Lederprodukte genutzt und spielen eine wichtige Rolle in der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Mehr:
Blog von Botschafter Simon McDonald bei WWF Deutschland: Gemeinsam gegen die Wilderei: